Wenn der letzte Schulgong verklungen ist, machen die Schülerinnen und Schüler »ihr eigenes Ding«. In dieser Rubrik wollen wir über diese Aktivitäten mit ihren kleinen und großen Erfolgen berichten.
Scriptum :: Annemarie Gerstler |
Scriptum: Eine erste
Krimiveröffentlichung
Annemarie Gerstler
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Schriftsteller
zu werden dürfte für manchen Schüler eine verlockende Perspektive sein, aber wie soll man sich auf dem fast gesättigten Büchermarkt durchsetzen? Annemarie Gerstler, damals in Jahrgang 11, hat es mit gerade einmal 16 Jahren geschafft, ihre erste Geschichte zu veröffentlichen. Wir haben Annemarie für Euch interviewt. |
Hallo
Annemarie, Du hast im letzten Jahr Deinen ersten Kurzkrimi
veröffentlichen können. Kannst Du uns schildern,
wie es zu dieser Veröffentlichung kam? |
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Meine damalige Deutschlehrerin, Frau
Kagelmacher, hatte mir einen Bogen gegeben, mit dem man sich
für ein Literatur-Workshop bewerben konnte. Diesen
Bogen habe ich dann mit einem kurzen Arbeitsfassung meines
Krimis eingeschickt und als ich schon gar nicht mehr damit
gerechnet habe, kam dann der Brief, dass ich am Workshop
teilnehmen darf. Der fand dann an vier Tagen in den Osterferien an der Akademie Bad Fredeburg statt. |
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Wie
genau lief das ab? |
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Geleitet wurde die Veranstaltung von Renate
Kölpin/Fiedler, Beate Maxian und Matthias Herbert, die
uns sechzehn Jugendlichen dann in drei Gruppen unterteilten.
In den Gruppen haben wir dann mit Unterstützung der
Veranstalter unsere Krimis zu Ende geschrieben, so dass sie
veröffentlicht werden konnten. |
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Renate Kölpin
ist für viele Literaturbegeisterte Schüler und
Schülerinnen des Mariengymnasiums ja ein Begriff, denn
sie bietet im Rahmen des AG-Programms auch eigene Schreibworkshops
an. Kanntest Du Frau Kölpin schon von diesen Kursen? |
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Ein paar Teilnehmer von dem Workshop in Bad
Fredeburg waren vorher in den Veranstaltungen von Frau
Kölpin. Ich konnte da nicht hin, weil ich
Nachmittagsunterricht hatte. |
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Kommen wir zu Deinem Krimi. Kannst Du
kurz erzählen, worum es darin geht? Natürlich
ohne zu viel zu verraten. |
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Ich lese unheimlich gerne die Bücher von
Dan Brown und wurde dadurch auf die Idee zu dem Krimi
gebracht und da, als ich den Krimi schrieb, auch die
Päpstin im Kino kam und ich das Buch gelesen habe, hat
mich das auch beeinflusst. Aber wer wissen möchte, wie
mein Krimi ausgeht, muss ihn schon selbst lesen. |
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Aber
man kann auf jeden Fall davon ausgehen, dass es ein Krimi
ist, der Bezug auf die Geschichte nimmt. Geht es auch ein
bisschen in Richtung Mystery. |
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Ja. Schon ein bisschen. |
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Gut, dann wäre
das Genre ja schon mal klar. Gibt es Arten von Krimis, die
Du gar nicht magst? |
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Wenn, wie man sagt, das Blut schon aus den
Seiten läuft und es nur noch brutal zugeht, weil die
Figuren bloß noch überlegen, wie man sich am
besten abschlachten kann, dann mag ich das nicht. Ein Krimi
kann auch ohne Massenmörder und Triebtäter
auskommen. |
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Mich interessiert
noch einmal der Workshop in Bad Fredeburg. Wie sah da die
Beratung durch die Veranstatungsleiter aus? |
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Also in meinem Fall war es so, dass ich mir gar
nicht sicher war, ob man aus meinem Krimi eine
Kurzgeschichte machen kann und beim Workshop wurde mir
geholfen den Text genauso umzuarbeiten. Und dann gab es natürlich auch eine ganze Reihe Tipps zum Stil. Bei mir war es unter anderem so, dass ich in sehr viel Adjektive benutzt habe. Frau Kölpin riet mir zum Beispiel statt „er schlug wütend die Tür zu” einfach zu schreiben „er schlug die Tür zu” . Das wütend würde sich der Leser dann sowieso denken. |
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Das
betrifft dann ja eher Einzelheiten. An der Story wurde
nichts geändert? |
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Nein, die Story an sich hat man so gelassen.
Ich sollte noch den Anfang der Geschichte ändern, auch
um ein wenig zu kürzen. Eigentlich begann mein Krimi
mit einem Alptraum, den die Hauptfigur hatte, aber nun geht
es direkt rein ins Geschehen. |
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Abgesehen
von diesen Bearbeitungen, wie gehst Du beim Schreiben vor.
Schreibst Du Deine Texte chronologisch runter, also von
der ersten bis zur letzten Seite, oder überspringst
Du auch Passagen, die Du hinterher ergänzt? |
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Ich halte mich schon an die Reihenfolge der
Story, auch um Brüche zu vermeiden. Das führt
dazu, dass rund um meinen Computer x Ordner mit
Anfängen von Geschichten stehen oder auch meine
Blöcke sind voll damit. Häufig ist es halt so,
dass man bei einer Geschichte nicht weiterkommt und dann
schreibt man plötzlich wieder ganz viel. Das läuft
so schubweise. |
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X
Ordner rund um den Computer? Das klingt so, als gäbe
es auch x Projekte? |
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Ja, schon. Aber ich habe neulich mal
ausgemistet und da stieß ich auf einen Anfang, der nur
aus zwei Sätzen bestand. Ich weiß selbst gar
nicht mehr, was ich da schreiben wollte. |
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Aber bei diesen
Texten handelt es sich um Vorarbeiten zu Krimis? |
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Nein, eigentlich Krimis gar nicht so. Ich
schreibe mehr Fantasy. So in Richtung von Kai Meyer oder
George R.R. Martin. |
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Schreibst Du
eigentlich am Computer oder mit Zettel und Stift? |
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Das kommt drauf an. Im Moment mehr auf dem
Block als am Computer. Ich habe gemerkt, dass man auf dem
Block flüssiger schreiben kann. Vielleicht weil man am
Computer noch 1000 andere Sachen machen kann. Auch
Durchstreichen und Randnotizen, das geht auf dem Block
einfach besser. |
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Was ist
das Schöne am Schreiben? |
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Man kann den Kopf ausschalten und einfach
aufschreiben, was einem einfällt. Oder bei
High-Fantasy: Da taucht man in eine ganz eigene Welt ein.
Meine Geschichten spielen nie in Jever. |
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Das
macht das Schreiben zum Teil sicherlich einfacher, zum
Teil aber auch schwerer. Das führt mich zu meiner
nächsten Frage: Was ist das Schwierige am Schreiben? |
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Schwierig ist, wenn man recherchieren muss.
Eine meiner Geschichten spielt in New York und da muss ich
halt kucken: Wo ist das? Wo ist jenes? Wie funktioniert das
in New York? Da braucht man schon viel Hilfe aus dem
Internet. Schwierig ist auch, wenn man eine Blockade hat, weil man eigentlich schon weiß, wie die Geschichte weitergehen und auch enden soll, aber bei der einen Stelle kommt man einfach nicht weiter. |
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Und geht es Dir dann so, dass Dir
mitten im Alltag, vielleicht sogar im
Mathematikunterricht, die Passage einfällt. |
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Nee, im Mathematikunterricht nicht,
obwohl…Naja, also sagen wir mal beim Busfahren sieht man
plötzlich draußen was und dann weiß man
auch, wie die Geschichte weitergehen kann. |
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Gut,
wenn Schreibblockaden für Dich kein
unüberwindliches Hindernis sind, können wir uns
ja noch auf die ein oder andere Veröffentlichung von
Dir freuen. Danke, schon jetzt, für dieses Interview. |
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Nichts zu danken. |
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